Einige Vorzüge von Wahlheim wurden offenbar schon sehr früh erkannt. Dies beweisen Bodenfunde aus keltischer Zeit sowie die Überreste eines römischen Gutshofes. Sicherlich waren die Nähe des Alzeyer Römerkastells sowie der bedeutenden Straße Mainz-Metz Gründe für solche Ansiedlungen. Die Entdeckung eines fränkischen Frauengrabes mit reichen Beigaben aus der Merowingerzeit neben der ev. Kirche (1750 auf dem Standort einer dem hl. Martin geweihten Kiapelle erbaut) im Jahr 1939 bestätigte dies.¹
Da aus dieser frühen Zeit keine anderen Belege überliefert sind, müssen wir, wie viele Orte im Umland, auf Urkunden des Lorscher Codex bzw. des Reichsurbars zurückgreifen, um den Zeitpunkt der schriftlich bezeugten Existenz unseres Ortes zu ermitteln. Die in Schenkungen eines Theuthard (766), Nortberad (778) und eines weiteren namentlich nicht genannten Gönners (zwischen 830 und 850)² mit der Ortsbezeichnung Walaheim oder Waleheim im pagus Wormaciensis (Wormsgau) können sich laut Erläuterungen in der deutschen Übersetzung des Codex auch auf Hangen-Wahlheim oder den Wahlheimer Hof beziehen.³ Deshalb steht es eigentlich der Gemeinde frei, ihr 1250-jähriges Jubiläum an mehr als einem Termin zu feiern, da wir gerne annehmen, dass die Wahlheimer des 8. und 9. Jahrhunderts --wenn auch etwas später-- ebenso schenkungsfreudig waren wie ihre Nachbarn in Esselborn und Freimersheim, die sich beide auf Lorscher Urkunden von 763 berufen.⁴
Diese unsichere historische Beweislage setzt sich bis Anfang des 19. Jahrhunderts fort. Dann dokumentiert in den wenigen noch in der Gemeinde und dem Archiv der VG Alzey-Land vorhandenen Unterlagen eine napoleonische Rekrutierungsliste von 1817 die Kriegsteilnahme Wahlheimer Bürger. Mehrere Personenregister und Grundstückskataster geben punktuell Hinweise auf Einwohner, ihre Berufe und Besitzverhältnisse.
Über die Zeit davor finden sich einzelne Einträge zu Wahlheim, etwa in den Aufzeichnungen des Oberamtes Alzey, welche belegen, dass der Kettenheimer Grund gutes Ackerland für eine einträgliche Landwirtschaft bereithielt. Aus diesen Unterlagen kennen wir die Klostergüter von Weidass (Dautenhein), St. Johann (Alzey) und Sion (Mauchenheim) sowie das Pfarrgut Wahlheim. Adlige Güter besaßen die Löwensteiner und die Mainzer Familie von Floss. Weidasserbach wurden mehrere Mühlen betrieben, u.a. eine sog. Erbbestandsmühle des Deutschen Ordens.
Aus einem Erlass des pfälzischen Kurfürsten aus dem Jahr 1525 geht hervor, dass sich einige Bauern aus Wahlheim, Kettenheim und Freimersheim, die der Burggraf von Alzey zum Kampf gegen die für mehr Freiheiten und Rechte revoltierenden Bauern rekrutiert hatte, vor dem Städtchen Pfeddersheim mit ihren Standesgenossen verbrüderten. Nach der vernichtenden Niederlage des Bauernheeres erhielt der Burggraf Diether von Schönberg den Befehl, die namentlich aufgeführten Deserteure strengstens zu bestrafen.⁵ Insgesamt ist festzuhalten, dass Wahlheim in Mittelalter und Neuzeit mit seiner Umgebung das Schicksal der Burg Alzey, seit 1663 der kurpfälzischen Randgebiete, von 1792 bis 1814 des Departement du Mont-Tonnerre und von 1815 bis 1946 der Provinz Rheinhessen im Herzogtum Hessen-Darmstadt teilte. Seit 1837 ist Wahlheim eine eigenständige Ortsgemeinde (vorher in Verwaltungseinheit mit Freimersheim). Von diesem Zeitpunkt an sind die Ratsprotokolle bis zum Jahr 1934 vollständig erhalten.
Wahlheim ist der Geburtsort des bedeutenden Landschafts-, Portrait- und Historienmalers Jakob Wick (1834-1912), der in München, Antwerpen, Frankfurt am Main und Darmstadt mit verschiedenen Künstlergruppierungen zusammengearbeitet hat.⁶
¹ Karin Tanke. „Beobachtungen zum fränkischen Frauengrab in Wahlheim."
Alzeyer Geschichtsblätter 26 (1992): 85-99. Ein Großteil der Funde ist
heute im Alzeyer Museum ausgestellt.
² Urkunden 1277, 1278 und 3671 im Lorscher Codex bzw. Reichsurbar.
³ Allerdings führt sich Hangen-Wahlheim selbst auf „Walaheimberge" aus
einer Lorscher Urkunde von 768 zurück. Und laut Homepage von Hahnheim
wird der vorgelagerte Wahlheimer Hof erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt
und für diesen Ortsteil —anders als für Hahnheim selbst und seine
Lorscher Schenkung von 764- eine enge Verbindung zum
Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau —und nicht zu Lorsch-
beschrieben.
⁴ Das Internetportal „regionalgeschichte.Net" legt sich z.B. auf die Urkunde von 778 fest.
⁵ Siehe Wilhelm Martin Becker. „Nach der Bauernschlacht bei Pfeddersheim
1525." Hessische Chronik: Monatsschrift für Familien- und Ortsgeschichte
in Hessen und Hessen-Nassau 20.1-2 (1833): 20-25.
⁶ Siehe Martha
Otto. „'Malerei ist kein müßiger Zeitvertreib...' Über das Leben und die
Arbeiten des Malers Jakob Wick aus Wahlheim (1834-1912)." Alzeyer
Geschichtsblätter 36 (2008): 70-90.